Zwei Bundesliga-Klubs gehen seit einigen Jahren voran, wenn es um den Einsatz neuer Trainingstechnologien geht. Borussia Dortmund und die TSG Hoffenheim setzen dafür den sogenannten Footbonauten ein. Wie hilft diese Technologie den Fußballprofis eigentlich weiter und wie sieht das High-Tech-Produkt im Alltag aus?
Hoffenheim folgt auf Dortmund
Nach der Einführung bei Borussia Dortmund folgte die TSG Hoffenheim, bekannt für ihre Technologienähe durch das Unternehmen SAP, mit dem Bau des Footbonauten im klubeigenen Trainingskomplex. Eindrucksvoll kommt der Footbonaut für all jene daher, die ihn noch nie zuvor aus der Nähe inspizieren konnten, wie die FAZ berichtete. 64 Quadrate sind in einem Käfig angeordnet, der hell erleuchtet ein futuristisches Bild abgibt. Doch statt einer Gameshow im Samstagabend-Programm, geht es auf den 14 x 14 Metern Kunstrasen um das Fußballtraining. Ein piepender Countdown mit anschließendem dröhnenden Ton signalisiert dem Spieler den Beginn der Trainingssequenz. Aus einer rot aufleuchtenden Ballmaschine kommt ein Ball auf den Spieler zu, den dieser möglichst schnell und präzise in das grün leuchtende Quadrat passen muss. Dieser Plan geht zu Beginn noch recht einfach auf, doch im Anschluss steigert der Footbonaut das Niveau, sodass die Handlungsschnelligkeit eine immer größere Bedeutung einnimmt. Potentielle technische Schwächen der aktiven Fußballer werden in Sekundenschnelle aufgedeckt, da der Computer Ball um Ball in die Mitte feuert, von wo diese verarbeitet werden müssen.
Den Spielern gefällt das Training mit dem Footbonauten – wenig überraschend – sehr, bietet es doch viel Abwechslung gegenüber dem herkömmlichen Training auf dem Platz. Die Hoffenheimer Profis etwa sorgen mit einem Durchschnitt von zwei Sekunden pro Einzelaktion für einen starken Wert, unterstützt von einer rund 90-prozentigen Trefferquote. Auch Mario Götze, der Dortmunder Weltmeisterschaftsheld von 2014, trainierte im Trainingszentrum der Schwarz-Gelben intensiv mit dem Footbonauten. Seine technisch erstklassige Annahme der Flanke von André Schürrle und der exzellente Abschluss in die untere Ecke werden von Experten als teilweise Folgen des technologisch angelegten Trainings angesehen. Vielleicht ist es die allgemeine Technikaffinität der Deutschen, die bei der WM in diesem Jahr neben dem Quäntchen Glück den Ausschlag geben könnte. Bei Betway ist Deutschland mit einer Quote von 5,50 (Stand 23. April) erneut der große Favorit auf den Titel. Im Turnierverlauf kommt es, wie 2014 gesehen, oftmals auf Kleinigkeiten an, etwa einen sauber angenommenen Ball im entscheidenden Moment. Vielleicht ist es diesmal ein Hoffenheimer Akteur wie Serge Gnabry, der die DFB-Elf zur Titelverteidigung schießt.
Studien sollen weitere Nutzungsmöglichkeiten offenlegen
Was tut der Footbonaut also genau? Er simuliert mit circa 50 bis 60 km/h schnellen Bällen Pässe, die in einem normalen Bundesliga-Spiel beim Fußballer ankommen. Die unterschiedlichen Ballhöhen simulieren die realen Problematiken auf dem Platz und lassen den Akteur die Konzentration hochhalten. Insgesamt fasst die Maschine 200 Bälle, die nach und nach in die Mitte gefeuert werden. Das Projekt wurde von Christian Güttler ins Leben gerufen und stieß seit der Einführung bei Borussia Dortmund auf viel Interesse, sodass Hoffenheim und Katar folgten. Dieses Interesse liegt vor allem darin begründet, dass es sich nicht um eine Spielerei handelt, sondern um ein innovatives, in der Fußball-Branche hochgeschätztes Trainings-Tool. Wie die Seite Achtzehn99 berichtete, ist die TSG Hoffenheim von der Wertigkeit für ihre Mannschaften bis hinunter zur U12 so sehr überzeugt, dass sie in einer Partnerschaft mit der Uni Saarbrücken versucht, über die bisherige Nutzung hinausgehende Möglichkeiten auszuloten. Zusätzlich wird eine Software eingesetzt, die das Trainingsniveau der einzelnen Spieler aus einer Datenbank abrufen kann und demnach die Footbonaut-Session exakt auf den Spieler abstimmen kann.
Neben der Technik der Fußballer geht es vor allem auch um Verbesserungen im Hinblick auf kognitive Fähigkeiten, etwa schnelle Reaktionen auf akustische oder optische Signale und peripheres Sehen. Somit wird die Resistenz gegen Widerstände gestärkt, da diese konstant erhöht werden können. Etwa ein stadiontypisches Pfeifkonzert bei einem Auswärtsspiel oder gegen einen WM-Gastgeber kann ebenso zusammen mit der Übung selbst simuliert werden. Um weiterhin mit der Zeit zu gehen, sorgen die verschiedenen Trainerstäbe der involvierten Teams für immer feiner auf positionsspezifische Anforderungen abgestimmte Übungen: Selbst die Torhüter nutzen den Footbonauten, um ihre Abwürfe und das Passspiel zu optimieren. Neben diesen Individualsituationen soll auch die Gruppentaktik bei der Nutzung eine zunehmende Rolle spielen. So werden zum Beispiel für das eigene Spiel typische Passfolgen mit einer Vielzahl an Spielern trainiert, an Lösungen von Überzahlsituationen wie 2 gegen 1 gearbeitet und mit Gegenspielern trainiert.